Padel-Perspektiven: „Talente sollen künftig sehen, was möglich ist“

Padel-Perspektiven: „Talente sollen künftig sehen, was möglich ist“

Mit 1. September nimmt David Alten die Position des ersten Sportdirektors der Austrian Padel Union ein. Im persönlichen Interview lässt der 38-jährige Wiener die Entwicklung von Padel in Österreich Revue passieren, erläutert seine Wünsche und Ziele, die er sich setzt und spricht darüber, warum er an der Bewusstseinsbildung für Padel bereits in jungen Jahren ansetzen will.
 
Bezogen auf Padel hast du eine sportliche Geschichte und es gibt einen organisatorischen Aspekt. Wenn man es zusammenfasst: Wie hat bei dir alles begonnen?
 
David Alten: Begonnen habe ich mit dem Sport 2014: Im Wiener Prater sind damals die ersten Padel-Plätze entstanden und schon relativ früh hat mich in diesem Zeitraum Christoph Krenn, der Manager der Anlage war, kontaktiert. Er fragte, ob ich diese neue Sportart einmal ausprobieren möchte und gleich nach dem ersten Monat am Court war ich Feuer und Flamme. Wir beide waren zudem schnell auf einer Wellenlänge und es hat uns so viel Spaß bereitet, dass wir uns gesagt haben: Das Ganze wollen wir vorantreiben - also nicht nur selber trainieren und ausüben, sondern die Sportart generell bekannter machen. Ganz früh haben wir uns deshalb die Vision gesetzt, dass irgendwann jede und jeder in Österreich einmal Padel gespielt haben soll. Damit sind wir ins Rennen gegangen und das war zugleich der Start.
 
Hast du zuvor schon einmal von Padel gehört oder war es generelles Neuland?
 
Nein, das war komplettes Neuland für mich (lacht). Ich selbst war ja in einem Sportgymnasium und habe leistungsmäßig Tennis gespielt. Auch davor habe ich verschiedene Sportarten ausgeübt, wie Leichtathletik, Geräteturnen, Schwimmen, bis hin zum Fußball, wo ich alle möglichen Schülerligen durchlaufen bin. Dann hat mich der Weg – und auch Christoph – über das leistungsmäßige Tennis zum Padel geführt. Obwohl ich also sportlich sehr aktiv war, hatte ich von dieser neuen Sportart also zuvor noch nie gehört gehabt und kannte sie somit auch gar nicht. Aber es hat sofort gepasst!
 
Kleiner zeitlicher Sprung: Wenn du heute, 11 Jahre später, darüber nachdenkst - wie hat sich Padel entwickelt? War es aufgrund der niederschwelligen Zugänglichkeit quasi nur logisch, dass man damit viele Menschen im Land begeistern kann? Oder brauchte es sehr viel Arbeit, um das Ganze zunächst bekannt zu machen?
 
Im ersten Schritt war sicher sehr viel Aufklärungsarbeit zu leisten: Ich weiß gar nicht, wie oft ich anderen die Sportart erklärt und auf dem Platz vorgeführt habe - von Verwandten und Freunden bis hin zu Prominenten und externen Interessierten. Wir sind in alle Bundesländer gefahren und haben es den Sportinteressierten nähergebracht. Und ja, zu Beginn wurden wir für unser Engagement auch belächelt: „Was kommt da jetzt, was sollen wir damit machen?“ Aber es ist schnell gegangen, denn spätestens, als die Leute selbst am Platz gestanden sind und Padel ausprobiert haben, war das oft Überzeugung genug. So, wie es sich entwickelt hat, freut es uns extrem. Ja, Padel ist zu einem Trend geworden; aber das ist auch gleich einer der ersten Schritte, die mich in meiner neuen Position reizen: Ich will es vom Trend heraus professionalisieren und zu einer richtig ernstzunehmenden Sportart formen, die wie so viele andere auch einen entsprechenden Stellenwert in der Gesellschaft erlangt.
 
Trends kommen und gehen ja auch, aber Padel hat sich bislang sehr verfestigt. Ist das durch die einfache Ausübung erklärbar, weil es ja alle spielen können, unabhängig vom Alter oder dem Fitnesslevel?
 
Absolut, das ist sicher zutreffend. Leute, die in ihrem Leben bisher wenig oder gar keinen Sport gemacht haben, spielen es bereits oder wollen sich daran versuchen. Es ist für die breite Masse sehr spannend und interessant geworden, weil man hier den Spaßfaktor richtiggehend fühlt: Ein cooler Ballwechsel hier, ein Ball, der von der Wand wegspringt dort und alle freuen sich. Dieses Gemeinsame und Unterhaltsame ist sehr lässig und unterscheidet sich dadurch von anderen Sportarten, wo vielleicht der Eifer oder Ehrgeiz mehr im Vordergrund stehen. Padel erzeugt eine ganz eigene, positive Stimmung und das macht den Reiz aus.
 
Dennoch scheint es herausfordernd, Padel in jedem Bundesland bekannt zu machen – ist dieser Antrieb auch über euch entstanden?
 
Gute Frage - ich glaube, die jeweilige, individuelle Motivation muss aus den Leuten selbst entstehen. So war es auch in unserem Fall: Von Wien heraus konnte sich das Ganze entwickeln und so sind wir direkt zu Interessierten gefahren und haben sie mit unserem Know-How unterstützt, etwa bei der Errichtung eines Padel-Courts. Andere sind wiederum nach Wien gekommen und haben sich selbst ein Bild gemacht. So ist das nach und nach entstanden und hat sich flächendeckend entwickelt. Am Anfang kannten wir noch alle Spielorte, aber mittlerweile bekommt man das gar nicht mehr alles so mit - was wiederum eine tolle Sache ist, weil viel entsteht.
 
Wien allein hat an die 12 Areale für Padel. Gibt es hier einen Plafond für die Sportart in Österreich oder kann es sich stetig weiterentwickeln? Wie viel Potenzial ist noch auszuschöpfen?
 
Wenn mich die Leute fragen, ob Padel ein Trend ist, der auch irgendwann wieder verschwindet, antworte ich immer: Wir sind erst am Start. Ja, es gibt bereits eine gute Infrastruktur, aber für das bestehende Interesse ist fast schon wieder zu wenig Angebot in Wien vorhanden. Der Padel-Sport hat noch sehr viel Potenzial nach oben, in allen Bundesländern. Es braucht zusätzliche Infrastruktur, damit das Ganze noch größer und bekannter wird. Aber es beginnt sich zu entwickeln und ist gesamt gesehen auf einem guten Weg.
 
Blickt man etwa nach Spanien oder Südamerika, sieht man, wo es noch hingehen kann. Hast du dich hinsichtlich des Stellenwerts von Padel vor Ort inspirieren lassen?
 
Christoph und ich waren ja für eine Zeit das beste Padel-Duo in Mitteleuropa und sind dadurch regelmäßig als Profis viel unterwegs gewesen. Im Rahmen der World Padel Tour haben wir sicher an die 15-20 Mal im Jahr in Ländern wie Spanien, Italien, Schweden, den Niederlanden und anderen gespielt. Damals waren wir Anfang bzw. Mitte 30 und uns war klar, dass wir nicht mehr lange an der Spitze sein können - aber wir überlegten, was sonst für den Sport möglich ist: Was hat Padel im jeweiligen Land groß gemacht? Also haben wir uns ein Netzwerk aufgebaut, Kontakte ausgetauscht und so viel an Erfahrung nach Österreich mitgenommen.
 
Wo steht Österreich im europäischen Vergleich? Sind wir auf einem guten Weg oder gar Vorreiter in mancher Hinsicht?
 
Wir sind hierzulande auf einem guten Weg und in der guten Mitte angesiedelt, würde ich sagen. Es gibt Länder, die sind und waren uns immer fünf bis zehn Jahre voraus, wie etwa die Niederlande, Schweden, Frankreich oder Italien. Sie haben einen gewissen Vorsprung, aber spannend ist, dass sich der Sport überall gleich positiv entwickelt. In Österreich sind wir aktuell etwa besser als Deutschland, weil wir nicht viel weniger Courts haben, als der deutlich größere Nachbar. Es ist ein Ziel, in fünf bis zehn Jahren dort zu sein, wo die erwähnen Nationen aktuell sind. Das spornt uns an.
 
Apropos guter Weg: Mit September bist du erster Sportdirektor der APU. Eine große Aufgabe, aber auch ein wichtiger Schritt in deiner Entwicklung, weil man dadurch einen Spielraum vorfindet, um die Sportart mitzugestalten?
 
Auf jeden Fall! Ich freue mich riesig über das in mich gesetzte Vertrauen und möchte Einiges bewirken. Es ist ein toller Schritt, dass der Verband auf die weiterführende Professionalisierung setzt und sich auch personell spezialisiert. Ab einer gewissen Größe ist es hilfreich, wenn man sich verbreitert und man seine Erfahrung und das Wissen einbringen kann.
 
Welches Thema liegt bei dir ganz oben auf dem Tisch, welche Vision verfolgst du dabei?
 
Aus privater Padel-Sicht ist es die genannte Vision – alle in Österreich, die können, sollen einmal Padel gespielt haben. Aus Sicht des Sportdirektors möchte ich generell Perspektiven für jüngere Spieler schaffen - wie etwa Sichtungen von Nationalkadern, damit es regelmäßige Kader-Trainings gibt und Leistungschecks, um das jeweilige Potenzial auszuloten. Der nächste Schritt sind die Rahmenbedingungen in Sachen Leistungszentrum, dafür benötigt man auch die entsprechenden Coaches. Hier gibt es noch viel Luft nach oben, aber genau da will ich ansetzen, um die Strukturen zu schaffen: Talentierte Spieler, die jeden Tag trainieren wollen, sollen auch die Voraussetzungen dafür vorfinden. Und sie sollen die Perspektiven sehen, was möglich ist und wo es hingehen kann – als Beispiel etwa auf internationale Ebene oder ins Nationalteam. Ein großes Ziel wird langfristig sein, erfolgreiche Padel-Spielerinnen und -Spieler zu entwickeln, die wiederum für junge Sportler und Kinder als Vorbilder dienen können.
 
Wie schwierig ist dabei der Umstieg vom hobbymäßigen Spielspaß hin zum Leistungssport? Muss man die Sportlerinnen und Sportler motivieren, sie zunächst finden und heranführen zu den Strukturen oder liegt das allein an der Eigenmotivation? 
 
Um die Eigenmotivation wird man nie herumkommen, sie ist in Individualsportarten immer vorhanden. Wenn du aber professionelle Rahmenbedingungen und Perspektiven bietest, kannst du auch neue, zusätzliche Motivation entfachen. Wenn mir Leute schreiben, dass sie gerne mehrmals wöchentlich trainieren wollen, aber keine Möglichkeiten vorfinden - dann wird es schwierig. Es braucht bei Eigeninitiativen schon eine sehr große Motivation, aber wenn die geeigneten professionellen Strukturen vorhanden sind, kann man sich gegenseitig pushen und es greift eins ins andere. Die Sportart selbst muss dazu aber bekannter werden, denn aktuell wird Padel noch mehrheitlich als reiner Fun-Sport gesehen. Es geht darum, im kollektiven Bewusstsein zu verankern, dass man diesen Sport auch bereits mit jungen Jahren professionell ausüben kann. In der Nachwuchs-Förderung und dem Wissensaufbau, dass es generell möglich ist, liegt sicher die große Herausforderung.
 
Ist eine stärkere öffentliche Präsenz in den Medien ein langfristige Ziel, etwa mittels TV-Übertragungen?
 
Richtig, denn das geht mit der Professionalisierung einher: Je öfter der Sport in Medien gezeigt wird und du es in die öffentliche Wahrnehmung schaffst, desto eher hilft es der Sportart. Ein Beispiel: Fast immer, wenn aktuell über Padel berichtet wird, erklärt man zuerst den Sport generell - eben, weil man ihn noch zu wenig kennt bzw. ihm nicht die notwendige Ernsthaftigkeit zuschreibt. Irgendwann müssen wir davon wegkommen, das sportliche Geschehen fokussieren und über die jeweiligen Spiele oder Turniere berichten – ohne eine allgemeine Einführung zu Padel. Gelingt uns das auf lange Sicht, dann sind wir auf einem sehr guten Weg.

 Alles Gute für den Start in die neue Position!
Vor 4 Tage erstellt